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Streaming Anbieter mit Family Sharing

von Tobias Gräff, am 30.1.2024

TV mit Fernbedienung

Vor allem seit dem letzten Jahr gehen Streaming Dienste immer härter gegen das sogenannte Account Sharing vor: Wenn Kunden jetzt ihre Passwörter mit anderen Personen teilen, drohen Kontosperren und Mehrkosten. Sowohl DAZN als auch Netflix haben bereits Passwörter von Nutzern zurückgesetzt und sogar Kundenkonten gesperrt.

Bedeutet das, dass man jetzt gar keine Accounts mehr zusammen nutzen kann? Oder gibt es weiterhin eine Option für Family Sharing? Um das zu beantworten, habe ich die Sharing Optionen der 6 beliebtesten Streaming Dienste genauer unter die Lupe genommen – und bin dabei zu einem überraschenden Ergebnis gekommen.

Top 6 Im Vergleichstest

Wie bereits erwähnt, gehen sowohl deutsche als auch internationale Streaming Anbieter immer härter gegen das Teilen von Account Passwörtern vor. Das gilt auch für die 6 beliebtesten Streaming Dienste in Deutschland. Genau deshalb habe ich diese Top Anbieter getestet und herausgefunden, wo du jetzt noch mit deiner Familie zusammen einen Account nutzen kannst.

Dabei unterschieden sich die Regelungen und auch Strafen für das Account Sharing zum Teil stark. Da die meisten Streaming Anbieter ihre Nutzungsbedingungen erst kürzlich genau wegen diesem Thema geändert haben, solltest du genau prüfen, welche Regeln für deine Abonnements gelten.

DAZN

Vor allem Sport Streaming Anbieter DAZN hat in den letzten Wochen Schlagzeilen mit einem harten Vorgehen gegen Account Sharing gemacht: Online beschwerten sich dutzende Kunden darüber, dass Passwörter zurückgesetzt oder Konnten sogar gesperrt wurden. Der Streaming Anbieter aus London macht ernst mit der Jagd auf illegal geteilte Accounts und ist dabei extrem konsequent.

Trotzdem kann DAZN weiter auf mehreren Geräten genutzt werden. Wie viele das sind, hängt von deinem abonnierten Paket ab: Mit den Paketen “World” und “Standard” kannst du drei Endgeräte, bei DAZN Unlimited, sechs Geräte verwenden. Gleichzeitige Streams sind aber nur im teuersten “Unlimited” Paket möglich; Hier kannst du gleichzeitig zwei Streams auf zwei unterschiedlichen Geräten nutzen.

Dennoch legt DAZN in seinen neuen Nutzungsbedingungen Wert darauf, dass nur du deinen Account nutzen kannst. Das bedeutet also, dass die zwei gleichzeitigen Streams nicht für das Account Sharing gedacht sind. Vielmehr soll dir so die Möglichkeit gegeben werden, zwei Sportevents gleichzeitig verfolgen zu können.

Wie genau DAZN überprüft, ob du deinen Account mit anderen Nutzern teilst, gibt der Konzern nicht an. Wahrscheinlich werden aber die IP-Adressen der Geräte geprüft. Sollten diese regelmäßig wechseln, droht eine Sperre. Den eigenen DAZN Account mit Personen außerhalb des eigenen Haushalts zu teilen, ist also auf jeden Fall mit einem Risiko verbunden.

Netflix

Neben DAZN ist Netflix bisher der einzige internationale Anbieter, der bereits aktiv gegen das Teilen von Log-In Daten vorgeht. Alle Nutzer, die sich nicht an die neuen Regeln für das Family Sharing halten, droht jetzt eine Konto Sperre. Vor allem in den USA wurden bereits hunderte von Konten aufgrund von Verstößen gegen die neuen Vorschriften gesperrt.

Netflix macht dabei, im Gegensatz zu anderen Anbietern, einen klaren Unterschied zwischen dem Family Sharing im Haushalt und dem Teilen von Login Daten mit Personen, die nicht im eigenen Haushalt wohnen. Denn im eigenen Haushalt kannst du dich weiterhin auf beliebig vielen Geräten einloggen. Pro Konto kannst du dabei bis zu 5 verschiedene Profile erstellen.

Auf wie vielen Geräten du gleichzeitig streamen kannst, hängt ganz von deinem gewählten Abonnement ab. Mit den zwei günstigsten Paketen, dem Abo Modell und dem Basis Paket, kannst du nur auf einem Gerät zur gleichen Zeit streamen. Das Standard Paket erlaubt es dir, zwei Geräte zu nutzen und mit dem Premium Abo kannst du auf bis zu vier Geräten gleichzeitig streamen.

Was zukünftig allerdings nicht mehr erlaubt ist, ist das Teilen des eigenen Accounts mit Personen, die nicht im eigenen Haushalt leben. Also zum Beispiel, wenn du dir mit einem Freund ein Konto teilst oder weiter den Account deiner Eltern nutzt. Das ist ab jetzt nur noch möglich, wenn du für die monatlichen Kosten von 4,99€ ein “Extra-Mitglied” hinzufügst.

Wie viele “Extra-Mitgleider” du für jeweils 4,99€ hinzufügen darfst, hängt auch wieder von deinem gewählten Abo Paket ab. Mit dem Premium Abo kannst du bis zu zwei “Extra-Mitglieder” hinzufügen, mit dem Standard Modell nur eins. Mit dem Basis Paket sowie dem Netflix Abo mit Werbung ist das Hinzufügen von weiteren Mitgliedern nicht möglich.

Auch Netflix gibt nicht an, wie genau diese Regelungen überwacht werden. Da aber bereits Konten aufgrund von Verstößen gesperrt wurden, ist es wahrscheinlich, dass auch Netflix Abweichungen in der IP Adresse nutzt, um das Account Sharing zu verhindern. Da Netflix in den USA bereits hart durchgreift, wird es wahrscheinlich auch in Deutschland bald vermehrt zu Konto Sperrungen kommen.

Amazon Prime

Die Regeln für das Family Sharing sind bei Amazon Prime Video deutlich unkomplizierter als bei anderen Providern. Mit deinem Amazon Account kannst du bis zu 5 weitere Profile für Personen im selben Haushalt erstellen. Dabei kann es sich sowohl um Kinder als auch um Erwachsenen Profile handeln.

Filme und Serien können gleichzeitig von bis zu drei Geräten gestreamt werden. Den gleichen Inhalt kannst du nur auf maximal zwei Geräten zum selben Zeitpunkt streamen. Auch Amazon Prime gibt ausdrücklich an, dass nur Family Sharing im gemeinsamen Haushalt unterstützt wird. Bisher hat es für Prime Video Kunden aber noch keine Kontosperrungen gegeben.

Disney+

Obwohl es den Streaming Provider noch nicht lange gibt, so ist Disney Plus doch schon jetzt in Deutschland und auch weltweit einer der beliebtesten Anbieter für Streaming überhaupt. Das liegt nicht nur an den hochwertigen Inhalten der Plattform, sondern unter anderem auch an den sehr benutzerfreundlichen Optionen für Family Sharing.

Denn bei Disney Plus könnt ihr bis zu 4 Streams gleichzeitig anschauen. Darüber hinaus kannst du mit deinem Disney Plus Account bis zu sechs Profile erstellen. Außerdem können sich maximal 10 Geräte gleichzeitig mit den selben Account Daten einloggen. Bei Disney Plus kannst du also aktuell noch unkompliziert Inhalte mit der ganzen Familie teilen.

Apple TV

Apple’s Streaming Dienst ist ebenfalls sehr benutzerfreundlich und darüber hinaus überaus unkompliziert. Denn bei Apple TV kannst du bis zu 6 Nutzerprofile erstellen, dich gleichzeitig mit bis zu 6 Geräten in einem Account anmelden und gleichzeitig bis zu 6 verschiedene Streams anschauen. Mehr als bei jedem anderen Anbieter!

Dabei gibt es allerdings eine Einschränkung: Nur iOS Geräte können gleichzeitig einen Account nutzen. Also iPhones, iPads und Apple Smart TVs. Mit Android Geräten ist die Zahl der gleichzeitigen Nutzer und Geräte nur auf 1 reduziert.

Wenn du also mit deinem Android Handy bei Apple TV angemeldet bist, kannst du den Dienst mit keinem anderen Gerät nutzen, ohne dich auszuloggen. Das Apple TV Family Sharing macht daher nur für Nutzer von Apple Geräten Sinn – alle anderen Kunden haben das Nachsehen.

Joyn+

Joyn ist der größte deutsche Streaming Anbieter und bisher gleichzeitig der einzige Dienst, der seine Nutzungsbedingungen inzwischen stark an die internationalen Konzerne wie Netflix angepasst hat. Darüber hinaus hat Joyn in diesem Jahr ebenfalls bekanntgegeben, dass zukünftig Konten gesperrt werden sollen, die gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen. Das gilt sowohl für kostenlose Joyn Accounts als auch für die kostenpflichtigen Joyn+ Abonnements.

Allerdings waren die Optionen für Family Sharing bei Joyn schon immer stark eingeschränkt. Zwar kann man bei dem deutschen Streaming Dienst gleichzeitig bis zu drei Profile erstellen und bis zu drei Geräte anmelden. Zum selben Zeitpunkt kann aber immer nur ein einziger Stream abgespielt werden. Das macht das Family Sharing eigentlich unmöglich. Hier sind Anbieter wie Amazon und Disney deutlich benutzerfreundlicher.

Das Testergebnis. Hier klappt Family Sharing wirklich

Netflix und DAZN haben in diesem Jahr mit Kontosperrungen aufgrund von geteilten Streaming Accounts Schlagzeilen gemacht. Dennoch gibt es immer noch einige Anbieter, mit denen unkompliziertes Family Sharing möglich ist. Vor allem Amazon Prime Video und Disney Plus können in meinem Test voll überzeugen.

Allerdings wird sich das in den nächsten Monaten wahrscheinlich ändern. Netflix ist nicht nur der Pionier der modernen Streaming Industrie, sondern nach wie vor auch der Streaming Dienst mit den meisten Anbietern. Da netflix jetzt so konsequent gegen das Account Sharing vorgeht, ist es wahrscheinlich, dass der Rest der Branche hier bald nachziehen wird.

Unsere Experten verfolgen die Updates der Streaming Dienste immer genau. Sollten sich in Zukunft auch die Nutzungsbedingungen der anderen Anbieter verschärfen, dann erfahrt ihr dazu sofort alle Fakten in unserem praxistipp.com Blog.

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